Gespurt

Wie erwähnt hatte Henry ein deutliches Problem mit der Hinterachse.

Der Sache bin ich jetzt, unabhängig von dem noch anstehenden Werkstatttermin und der folgenden Nachprüfung mal auf den Grund gegangen. Vielmehr: ich habe zuerst den Sturz an der Hinterachse etwas erhöht, das war aber quasi nur ein Schnellschuss.

Für die „richtige“ Einstellung musste ich erstmal die Hebebühne aus dem Schrank holen. Ja, Schrank. Ich habe im letzten Herbst einen „kleinen“ Verschlag gebaut, in der sie, an die Wand gelehnt, überwintern konnte.

Bevor Henry drauf kam, habe ich am Boden gemessen, wie groß die Unterschiede sind. Dazu musste ich ihn aber erstmal komplett gerade stellen. Ein dünnes Holzbrett hat aber schon soweit genügt, zumindest stand er laut Wasserwaage relativ gerade. Anschließend konnte ich dann, mit einer einfachen Sturzwaage, die Werte nehmen. Ergebnis: nach der provisorischen Korrektur hatte ich jetzt rechts etwas weniger Sturz als links. Jedenfalls optisch und, angesichts eines relativ unruhigen Fahrverhaltens, auch technisch.

Dann kam Henry auf die Bühne. Auch hier habe ich zugesehen, dass die Bühne ihn möglichst waagerecht anhebt, wobei das auf Kopfsteinpflaster nicht ganz einfach ist, da sich die Bühne unter Last ein wenig dem Untergrund anpasst. Die Kontrolle per Wasserwaage an der Achse direkt war aber ok.

Die Sichtkontrolle des Fahrwerks fiel ebenfalls zufriedenstellend aus, da ich aber sowieso die Härte an der Hinterachse etwas anpassen wollte, kamen die Federbeine kurz raus. Kurzer Einwurf: ich hatte ja erwähnt, dass ich die Hinterachse versehentlich zu hart eingestellt hatte. Das war aber wohl ein Denkfehler meinerseits, ich hatte schlicht von der falschen Ausgangslage gerechnet. Tatsächlich waren sie wohl damals komplett auf und ich habe dann etwa fünf Klicks zugedreht. Jetzt steht er vorne wie hinten auf 8 Klicks und damit genau in der Mitte des möglichen Verstellbereichs. Ist ein wenig straffer, aber immer noch im Rahmen.

Dann habe ich nochmal, allerdings im ausgefedertem Zustand, den Sturz kontrolliert, indem ich die Sturzlehre an die Bremsscheiben gehalten habe. Die Anzeige war jetzt logischerweise nicht mehr korrekt, aber mir ging es vorrangig um möglichst gleiche Werte. Jetzt konnte ich über die Exzenter an der Hinterachse die Werte im ausgefederten Zustand angleichen. Besagter Exzenter sitzt in der Verbindung vom unteren Querlenker zum Längslenker. Nach Lösen einer Konterschraube kann man den Exzenter entsprechend drehen und darüber den Sturz einstellen. Dreht man allerdings über einen gewissen Punkt hinaus, flutscht das Ganze wieder auf einen Maximalwert. Man sollte also nicht unbedingt zu weit drehen.

Beim Einstellen konnte ich, da ausgefedert, natürlich nicht die tatsächlichen Sturzwerte nehmen, sondern musste mich darauf begnügen, die Werte der Sturzwaage auf beiden Seiten gleich einzustellen.

Noch ein kleiner Einwurf: Eigentlich sollte die Verstellung über die Excenter nur dazu da sein, eventuelle Fertigungstoleranzen auszugleichen. Sprich: da dürfte eigentlich nur eine Verstellung um wenige Minuten möglich sein. Gefühlt habe ich, beim ersten Schnellschuss, den Sturz um grob 1° verstellt. Ich glaube aber, das hat getäuscht. Beim Einstellen auf der Bühne hatte ich einen maximalen Verstellbereich von etwa 0,5°.

Genau auf den gleichen Wert kam ich allerdings nicht. Ich hatte jetzt, warum auch immer, immer einen Unterschied von ca. 0,5° von rechter zu linker Seite, den ich auch durch das Verstellen am Exzenter nicht hinbekommen habe. Im Übrigen wird der Sturz selbst wieder am Boden einstellt. Man bockt das Auto erst auf, löst die Konterschraube und stellt den Versteller quasi auf Null. Dann lässt man ihn wieder ab und stellt im eingefederten Zustand den gewünschten Wert ein. Dass dieser dabei nicht dem tatäschlichen Wert entspricht ist aber eigentlich klar. Die Federn sind, trotz Last, immer noch ein wenig entspannt. Der abgelesene Wert ist also kleiner, als der tatsächliche Wert im Fahrbetrieb.

Heute habe ich nochmal nachgemessen, das Fahrwerk hat sich jetzt nach rund 45km Fahrt wieder komplett gesetzt. Ich kam auf Wert ungefähr zwischen 1,5 und 2°, wobei Henry dabei nicht gerade stand. Das ist immerhin deutlich weniger als die vorherigen Werte und näher an der Werksvorgabe.

Jetzt bin ich gespannt, was bei der „professionellen“ Messung rauskommt. Die werde ich zumindest mit meinen Hausmitteln kontrollieren und eventuell wieder selbst einstellen. Hängt aber von den gemessenen Werten und dem Fahrverhalten ab. Zudem kontrolliere ich dann grob einmal im Monat die Profiltiefe.

Momentan fährt er sich eigentlich relativ gut. Da die Dämpfer jetzt rundrum etwas härter eingestellt sind, ein wenig straffer, aber nicht unbedingt schlechter als vorher. Der leichte Drang nach links ist allerdings immer noch da, wobei ich bisher nicht genau erklären kann, ob es am Fahrwerk, oder doch an einer nach links hängenden Fahrbahn liegt. Oder, was ich mir auch noch vorstellen könnte, durch den rechts ungleich abgefahrenen Reifen.

Da fällt mir ein: ich muss mir mal das Verschleißbild meiner Winterreifen ansehen. Muss ich eh noch saubermachen.