Tag 7 bis 9: Cornwall

Erfreulicherweise zeigte sich das englische Wetter von seiner sonnigen Seite. Unter blauem Himmel mit leichten Wolken starteten wir auf der gleichen Route wie am Vortag ins Dartmoor. Allerdings bogen wir nicht wieder Richtung Widecombe ab, sondern folgten der Strasse Richtung Poundsgate und weiter nach Two Bridges.

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Dartmoor

Unterwegs mussten wir allerdings mehrere Male anhalten um die Landschaft zu genießen und Fotos zu machen. Entweder von der herrlichen Hügellandschaft oder den vielen Schafen und Pferden die dort herumstanden und das Gras des Hochmoores schön kurz hielten. Besser als jeder Rasenmäheer.

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Two Bridges

Bei Two Bridges hielten wir etwas länger. Man muss sich das in Etwa so vorstellen: erst fährt man eine längere Strecke durch eine recht kahle (Bäume gibt es kaum) Heidelandschaft, bis die Straße dann relativ steil in ein malerisches Tal abfällt. Hier unten gibt es noch die Reste einer wohl mittelalterlichen Brücke über den River Dart. Postkartenidylle pur.

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Dartmoor

Trotzdem mussten wir weiter, schließlich hatten wir noch etwas vor. Auch die weitere Strecke hinter Two Bridges, war ähnlich schön, wie zuvor. Erst hinter dem Gefängnis von Princetown (Ein Knast mitten im Moor war zumindest früher wohl das absolute Ideal) holte uns langsam die Zivilisation wieder ein. Ziel war zuerst das Meeresaquarium in Plymouth. Ungefähr vergleichbar mit den Sea-Life Aquarien in Deutschland werden auch hier etliche Fisch- und Pflanzenarten präsentiert, aber besonders die vor der Küste heimischen Arten. Dazu gibt es dann noch recht großzügige Aquarien für Rochen und kleinere Haie, und das übliche „Findet Nemo“-Gewusel.

Wir haben dann auch gleich hier gegessen (allerdings keinen Fisch) und Plymouth anschließend in Richtung Cornwall verlassen.

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Heligan Gardens Hängebrücke

Nächstes Ziel waren die Lost Gardens of Heligan. Es ist schon beeindruckend, welche Pflanzen (und vor allem in welcher Größe) wachsen können, wenn nur das Wetter etwas ausgeglichener ist. Der untere Teil des Gartens ist Dschungel-artig angelegt, mit Holzstegen, einer Hängebrücke, Palmen, Bananenstauden und anderen üppigen Pflanzen. Wäre es 15° wärmer gewesen, hätte man sich wie in den Tropen fühlen können.

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Heligan Gardens

Der obere Garten befasst sich dann eher mit Nutzpflanzen, ist aber auch sehr interessant. Angeblich wachsen dort irgendwas um die 40 verschiedene Sorten Kartoffeln. Aber alleine schon die Anordnung und Gestaltung mit Buchsbaumhecken, Blauregen und Laubengängen ist toll. Dazu noch die alten, hübsch renovierten Gewächshäuser. In jeder Ecke findet man eigentlich etwas Interessantes und Sohnemann hatte Spaß beim Herumlaufen. Aber irgendwann wurde er müde und das Wetter wieder schlechter.

Außerdem bekam ich ein Problem: meine Speicherkarte in der Kamera näherte sich ihrer Kapazitätsgrenze. In der Hoffnung in einem ASDA-Superstore bei Falmouth, nur ein paar Kilometer von unserer nächsten Unterkunft entfernt, fündig zu werden, haben wir dort angehalten und gleich noch unsere Vorräte aufgefüllt. Leider bekommt man dort fast alles, außer CF-Karten.

Der Weg ging dann also weiter zum nächsten B&B, wieder sehr ruhig in einer geschotterten Seitenstraße gelegen. Verglichen mit den ersten drei Unterkünften war das die, sagen wir mal, schlechteste. Wobei „schlecht“ der falsche Begriff ist. Das Zimmer war geräumig, wenn auch etwas hell (zu hell ist beim Schlafen gerade für unseren Kurzen recht schwierig), und das Haus war, anders als vorher, ein eher modernes Einfamilienhaus. Trotzdem fehlte es an nichts, und was der Unterkunft an Charme fehlte, machten die Gastgeber mit Herzlichkeit wieder wett. Man fühlte sich eher wie zu Besuch bei Freunden, aber dazu später mehr.

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St. Michaels Mount

Am nächsten Tag ging es rund. Wortwörtlich. Wir starteten zuerst Richtung St. Michael´s Mount. Wem das jetzt irgendwie bekannt vorkommt: ja, es ist ungefähr das Gleiche wie Mont Saint Michel, nur kleiner und weniger überlaufen. Historisch gesehen, waren wohl auch die Benediktiner-Mönche aus der Normandie die Erbauer der Anlage in Cornwall.

Der Hinweg bei Ebbe ging noch zu Fuß über einen kleinen Damm, der aber leider in den Winterstürmen 2014 einige seiner Steine eingebüßt hat. Zurück, nach ausgiebigem Rundgang durch die Anlage, ging es dann per Boot, die Flut war inzwischen da. Für den Kurzen war vermutlich die Bootsfahrt und die „Treppen“ das Highlight. Eigentlich nur grob zusammen gewürfelte (vermutlich waren sie früher gut ausgearbeitet) Steinblöcke, die jeglichem Normmaß widersprachen. Also, nichts für Fußkranke. Aber auch hierfür wird im Regelfall eine Möglichkeit gefunden, da legen die Engländer Wert drauf.

Wert auf die deutsche Schulklasse, die gleichzeitig mit uns auf der Insel war, habe ich nicht gelegt. Die hätten gerne woanders sein können und ich habe mich gefragt, ob wir uns früher auch so benommen haben.

Abgesehen davon hatte ich das Problem, dass meine Speicherkarte inzwischen komplett voll war. Ich hegte allerdings die Hoffnung, dass mir der Fotoladen im nächsten Ort (Saint Yves) eine verkaufen könnte. Es war zwar Sonntag, aber das stört in England nicht wirklich jemanden.

Eher per Zufall sind wir auf einem großen Parkplatz oberhalb der Altstadt gelandet, von wo aus ein Pendelbus in die Altstadt fährt. Man hatte uns geraten Cornish Pasties zu probieren. Hätte ich auf meine Frau gehört, wären wir bei Käse und Schinken gelandet, so IMG_4213hatte ich Steak und Zwiebeln vorgeschlagen. Ich hatte dabei etwas Gebratenes im Sinn, tatsächlich schmeckte es eher nach Suppenfleisch im Brotteig. Naja, nicht so wirklich lecker. Die Möwe die sich das Ding schnappen wollte, hat das vermutlich anders gesehen. Aber Schatzi hat gewonnen und das Vieh sich wieder verzogen. Wir sind dann erstmal weiter am Hafen lang gebummelt und endlich hatte Sohnemann seinen Strand. Zur Feier des Tages haben wir ihm eine Sandburgenform (typisch englisch) gekauft und etwas mit ihm gebuddelt. Ich bin übrigens leer ausgegangen, der Fotoladen war einer der wenigen, die geschlossen hatten.

Ein kleines Highlight folgte auf der weiteren Fahrt entlang der Küstenstraße. Also, eigentlich war die Küstenstraße das Highlight. Herrlich kurvig und mit grandiosem Blick auf den Atlantik. Unser Weg führte uns in Richtung Cape Cornwall, etwas nördlich von Lands End. Da zum Glück so gut wie nichts los war (und der Kurze selig im Auto schlummerte) hat Biene ihre Speicherkarte ebenfalls der Kapazitätsgrenze näher gebracht, und ich habe die Videokamera ausgekramt und damit etwas die Brandung eingefangen.

In Lands End waren wir auch noch, aber eher zufällig, eigentlich wollten wir da gar nicht hin. So sind wir auch nur auf den Parkplatz drauf, und gleich wieder runter gefahren. Unser Gastvater meinte dann auch am nächsten Tag zu uns, dass da ganz seltsame Gestalten rumlaufen würden.

See-Freibad Penzance

See-Freibad Penzance

Abschließend ging es nach Penzance, wo wir im Admiral Benbow, wohl einem der ältesten Pubs mit einer Deko irgendwo zwischen „historisch“ und „Kitsch“, recht gut gegessen haben. Anschließend ging es nach einem

Saint Michaels Mount von Penzance aus gesehen

Saint Michaels Mount von Penzance aus gesehen

Bummel am Hafen und dem quasi historischen Freibad
wieder zurück zur Unterkunft. Wobei wir uns noch gefragt haben, welche Burg wir auf der Insel auf der anderen Seite der Bucht sehen konnten. Bis wir gemerkt haben, dass es sich um St. Michael´s Mount handelt.

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Poldhu Bea

Lizard Point

Lizard Point

Der nächste Morgen fing zuerst trocken an, aber es sollte Regen geben. Um Sohnemann milde zu stimmen, haben wir das noch passable Wetter ausgenutzt und sind wir mit ihm zum Strand. Poldhu Beach ist eine kleine Bucht an der Atlantikküste. Nichts Großes, aber es gibt zumindest einen Sandstrand … und viel Wind. Wir haben noch die ein oder andere Muschel gesucht, der Kleine konnte buddeln und etwas spielen und wir haben uns die Felsen am Strand genauer angesehen. Das scheint vulkanisch gewesen zu sein und die kleine Höhle auf der Nordseite zeigte einige Schichten roten und gelben Gesteins. Schon interessant. Weiter ging es dann nach Lizard Point, der südlichsten Spitze Englands. Ich bin aber nur für ein paar Fotos ausgestiegen.

Unsere Gastgeberin hatte noch einen guten Tip für uns: ein Essen im Pandora Inn in Restronguet und dort Crabbing vom Steg aus. Gemeint ist damit Krabbenfischen. Man nimmt ein kleines Netz, das mit Fleisch gefüllt wird und mit einem Senkblei an einer langen Schnur ins Wasser gelassen wird. Die Krabben, verfressen wie sie sind, stürzen sich gleich auf das Fleisch und man kann sie dann leicht aus dem Wasser ziehen. Entweder man fängt sie mit einem Käscher ein oder man steckt sie gleich so in einen (durchsichtigen) Plastikeimer, um sie besser beobachten zu können. Das scheint eine Art Volkssport, vor allem für Kinder, zu sein. Aber recht interessant ist es schon. Wir haben Sie natürlich wieder ins Wasser gelassen und auch, auf Rat unserer Gastgeberin, nicht zu lange im Eimer. Die Tierchen brauchen halt auch ihren Sauerstoff.

Vorher waren wir aber essen und hier sind wir dann sprachlich etwas auf die Nase gefallen. Auf der Karte stand Shellfish, was aber keineswegs mit dem Begriff „Schellfisch“ gleichzusetzen ist. Erste Zweifel an unserer Bestellung kamen uns, als uns Schälchen mit Zitronenwasser und jeweils eine größere leere Schale gebracht wurden. So tischte man uns dann auch kein gebratenes Fischfilet auf, sonders Miesmuscheln. Allerdings recht große, nicht die Kleinen, die man hierzulande im Regelfall so bekommt.

Ok, hätte ich es vorher gewusst, hätte ich es vermutlich nicht bestellt. Aber es war lecker und wir haben auch erst aufgehört den Sud zu löffeln, als das Knirschen des Sandes zwischen den Zähnen etwas zu viel wurde.

Zum Crabbing hatten wir zum Glück eine Regenpause erwischt, aber mit schlechter werdendem Wetter, haben wir uns dann wieder auf den Weg gemacht. Einen weiteren Garten (Glendurgan wäre interessant gewesen) zu besichtigen, machte so keinen Sinn, also haben wir uns nach Falmouth begeben, auch in der Hoffnung endlich eine Speicherkarte zu bekommen. Die Adresse eines Fotogeschäfts hatte ich gefunden, nur um festzustellen, dass der Laden geschlossen hatte und erst am nächsten Tag wieder öffnen würde. Ziemlich gefrustet sind wir dann erstmal weiter gegangen und haben einen Kaffee getrunken. Dabei habe ich nochmal weiter gegoogelt und festgestellt, dass es Media-Markt fast in ganz Europa gibt. Nur nicht in England.

Ein paar hundert Meter weiter sollte jedoch ein Elektronik-Fachmarkt sein, also sind wir in die Richtung gelaufen und dabei über einen Fuji-Fotoshop gestolpert, die uns tatsächlich mir CF-Karten versorgen konnten.

Wir haben dann noch ein wenig mit Bummeln verbracht, bis das Wetter dann schlecht genug war, um wieder unsere Unterkunft anzusteuern. Am nächsten Morgen sollte es schließlich weiter gehen in Richtung Atlantikküste.

Das Frühstück, bzw. die Verabschiedung, zog sich dann noch etwas in die Länge, was hauptsächlich an den beiden Hunden unserer Gastgeber lag. Sohnemann war fasziniert von Suki (oder so), einem Boxer-Labrador-Mischling, und Dash (wie das Waschmittel) einem weißen Boxer. Entgegen seinem Namen war Dash aber nicht ganz sauber, nicht nur wegen der braunen Flecken im Fell. Selbst sein Herrchen betitelte ihn mit „such a fool“. Er war zwar ein ganz Lieber und total Kinderfreundlich, aber eben ziemlich verspielt bis bekloppt. Egal, der Kurze hatte Spaß, ist ziemlich abgesabbert worden und sprach immer nur von den „süßen Hündchen“. Die beiden waren vermutlich doppelt bis dreimal so schwer wie er selbst.

Irgendwann mussten wir aber dann doch los, der Atlantik rief.