Tag 12 und 13 – Bath und Cotswolds

Wir verließen Bude zuerst in Richtung Norden auf dem Atlantik Highway Richtung Exmoor. Die Küste bzw. das Meer tauchten immer mal wieder in unserem Blickfeld auf, aber langsam holte uns das ländliche England wieder ein.

Die Etappe war eine der längeren und, dank einiger unvorhergesehener Umstände, auch zeitlich und nervlich recht anstrengend. Das erste Problem bestand darin, dass unsere eigentliche Route ab Bideford wegen eines Unfalls gesperrt war. Also quälten wir uns mit etlichen anderen im Schleichgang über eine Nebenstrasse. Als wir wieder auf die ursprüngliche Route kamen, packte die Polizei gerade die Absperrung wieder ein.

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Exmoor

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Pferde im Exmoor

Der nächste Abschnitt war dann aber erstmal sehr schön, die Strecke durch den Exmoor-Nationalpark ähnelt wieder etwas dem Dartmoor, nur mit mehr Meer. Auch hier dürfen sich Pferde und Konsorten wieder frei bewegen.

Nach kurzer Pause und ein paar Fotos ging es dann weiter durch malerische Landschaften, aber da wir keine Zeit hatten, bzw. schon genug Zeit verloren hatten, waren weitere Pausen erstmal nicht drin. Ziel war Glastonbury und die dortigen Überreste der Abtei.

Vorher stockte aber wieder der Verkehr, und das auf einer ansonsten recht hübschen Landstraße und aus zunächst nicht ersichtlichen Gründen. Bis ich irgendwann in einer Kurve einen Blick auf den Verkehr vor uns erhaschen konnte und mir ein „Da fährt ein Haus!“ entfuhr. Anführer der Schlange war ein Tieflader, der ein Haus, also sowas wie ein Mittelding aus Gartenhütte und Ferienhaus, geladen hatte.

Verkehrshindernis

Verkehrshindernis

Da die Straße nicht sonderlich breit war, musste der Transport natürlich für jeden entgegenkommenden LKW oder Bus halten. Dabei ist mir wieder mal aufgefallen, dass Engländer bei sowas relativ diszipliniert und entspannt sind. Selbst wenn man auf der Landstraße, mangels Orts- und Streckenkenntnis, relativ langsam unterwegs ist, wird meist Abstand gehalten und nicht überholt.

Übrigens: irgendwann kam dem einen Haus ein zweites entgegen.

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Glastonbury Abbey

Trotzdem haben wir uns dann in Glastonbury die Zeit genommen, die dortigen Ruinen der Abbey in Ruhe zu besichtigen. Zumal die ganze Anlage einen relativ großen Garten umgibt, in dem der Kleine sich etwas austoben konnte. Angeblich befindet sich in Glastonbury das Grab von König Artus, was einem an jeder Ecke außerhalb des Geländes unter die Nase gerieben wird. Aber auch das was von der Abtei noch übrig ist, ist beeindruckend. Das Ding muss riesig gewesen sein.

Weiter ging es nach Wells, als „eher eine Kathedrale mit Ort, als andersherum“ beschrieben. Dummerweise haben wir uns nicht die Kathedrale, sondern eine andere Kirche angesehen. Da wir aber ohnehin ziemlich müde waren, ist es uns zuerst nicht aufgefallen (gewundert haben wir uns aber schon etwas), und andererseits war es uns auch dann ziemlich egal.

Wir steuerten also die Unterkunft in der Nähe von Bath an, was aber bedeutete, dass wir durch Bradford-on-Avon mussten. Man hatte uns geraten nicht durch Bath zu fahren, da dort tendenziell sehr viel Verkehr sein würde. Bradford war aber auch komplett dicht und ich war froh, irgendwann wieder raus zu sein. Obwohl der Ort sehr hübsch war und durchaus einen Ausflug wert gewesen wäre.

Die Zeit drängte aber und wir hatten zudem Hunger. Unsere Unterkunft für die nächsten beiden Nächte war eine Farm in einer ruhigen Seitenstraße ein paar Kilometer außerhalb von Bath, und in gewisser Weise die beste auf der ganzen Reise.

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Cotswolds

Von unserem Zimmer aus hatten wir eine herrliche Aussicht auf die südlichen Cotswolds und was Freundlichkeit, Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft anging, war besonders unsere Gastgeberin kaum zu überbieten.

Zum Abendessen sind wir ein paar Meter die Straße zurück zu einem Pub gefahren, da der eigentlich näher gelegene Pub wohl beizeiten die Küche schließen würde. Unsere Wahl war aber eher ein Reinfall. Der Service war langsam (und verwirrt) und das Essen nicht so richtig lecker. Highlight war eigentlich nur der Lamborghini Gallardo vor der Tür, aber der zählte nicht.

Nach dem Essen wurden wir dann auch von unserer Gastgeberin Kim begrüßt (empfangen hatte uns vorher ihr Mann), und weil Sohnemann die Tiere sehen wollte, hat sie uns gleich herum geführt. So haben wir die beiden Scheine Franky und Lucky , zwei Kühe, die Hühner und den Hofhund kennen gelernt. Leider war es das schon an Tieren. Nachdem auch der letzte Hase seine Löffel gereicht hatte und die Kinder groß genug waren, hatte man beschlossen keine mehr anzuschaffen. Mit Streicheln war also nicht viel.

Für den nächsten Tag hatten wir eigentlich einen Ausflug in die Cotswolds geplant, aber Kim hatte uns vorgeschlagen, doch eher nach Bath zu fahren. Die Cotswolds an sich wären hübsch, aber für einen Tagesausflug zu viel, vor allem vom Fahren her gesehen.

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römisches Bad in Bath

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römisches Bad in Bath

Wir sind dann mit dem Bus nach Bath gefahren, wo wir eher per Zufall ins römische Bad gestolpert sind. Eigentlich stand das nicht direkt auf dem Plan, aber wo wir schonmal da waren, haben wir uns gleich die komplette Anlage angesehen. Es gibt, noch heute, heiße Quellen in Bath, die die Römer als Bad genutzt haben. Das Bad liegt mitten in der Innenstadt und ist, zumindest in Teilen, relativ gut erhalten, bzw. wieder hergestellt.

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Bath Cathedral

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Bath Cathedral

Gleich nebenan liegt die Kathedrale (unsere letzte auf der Reise), nicht die Größte und Prunkvollste, aber mit einer sehr interessanten Deckengestaltung.

Kims Rat zufolge haben wir im Pump Room gegessen. Sie meinte eigentlich, wir sollten einen Kaffee trinken, da er dort das gleiche kosten würde wie bei Starbucks, aber da wir genau zur Mittagszeit da waren erschien uns ein Kaffee etwas dürftig. Also haben wir uns für die Barbarieente mit Kohlrabi (schreibt sich im Englischen übrigens genauso) entschieden. Gut, die Portion hätte größer sein können, aber angesichts des Standards mit Kronleuchter, weißen Tischdecken und dem Mann am Flügel, sowie der gebotenen Qualität, gingen auch die 19-Pfund-irgendwas in Ordnung.

Da der Kleine schon lange mal mit einem Doppeldeckerbus fahren wollte, haben wir uns eine Stadtrundfahrt gegönnt. Also eigentlich zwei.

Die erste beschränkte sich auf den Innenstadtbereich und damit man nicht nur fährt sondern auch etwas erfährt, gab es eine Führung per Audiodatei, auch in Deutsch. Interessant war das Ganze schon, nur bekommt man eine Menge Informationen, die man kaum alle aufnehmen bzw. verinnerlichen kann, und zweitens ist fotografieren während der Fahrt relativ schwierig. Entweder hat man irgendwelche Teile vom Bus im Blickfeld, es ruckelt oder irgendetwas anderes ist im Weg.

Die zweite Rundfahrt außenrum hätten wir uns eigentlich schenken können. Es wurde langsam etwas kalt (wir saßen auf dem offenen Oberdeck) und sonderlich viele Blicke auf die Stadt gab es nicht.

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Castle Combe

Da es noch nicht ganz so spät, und das Wetter zumindest einigermaßen sonnig und trocken war, sind wir kurzentschlossen nach Castle Combe, dem angeblich schönsten Dorf Englands gefahren. Die Rennstrecke neben der Stadt wurde gerade von einem Peugeot-Treffen oder sowas bevölkert, aber da wollten wir ja eh nicht hin. Stattdessen sind wir nach Castle Combe reingefahren, was vermutlich nur am späten Nachmittag möglich ist, sofern man das Dörfchen überhaupt findet. Erstmal hat uns das Navi zwar erzählt, dass wir da wären, aber von einem Dorf war nichts zu sehen. Wir haben dann gewendet und den Besucher-Parkplatz außerhalb gefunden. Von dort war dann auch die Einfahrt ins Dorf kein Problem. Da die Ente inzwischen wieder verdampft war, haben wir erstmal einen Pub angesteuert. Die waren aber irgendwie überfordert, weil gleich ein Reisebus eintreffen sollte. Die Karte war daher auch etwas reduziert, wir saßen irgendwo auf der Fensterbank und alles in allem fühlten wir uns fehl am Platz. Also sind wir wieder raus und ins Restaurant gegenüber. Hier stand zwar auf fast jedem Tisch „reserviert“ aber wir bekamen trotzdem einen zugewiesen. Der Kellner hatte aber entweder keinen Bock, oder er war von Natur aus unfreundlich. Mit britischer Höflichkeit hatte er jedenfalls nichts am Hut. Könnte vielleicht auch daran liegen, dass er kein gebürtiger Engländer, nicht mal aus einer der ehemaligen Kolonien, war.

Geschmacklich war es dann auch so lala, aber wenigstens hat sich Sohnemann noch was vom Süßigkeiten-Teller nehmen dürfen (der Kollege war dann auch schon freundlicher als der erste).

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Castle Combe

Nach einem Bummel durch das Dörfchen, haben wir uns dann auch wieder auf den Rückweg zu unserem B&B gemacht, wo wir, neben frischer Milch, einen Brief von Kim vorfanden. Sohnemann hatte morgens im Aufenthalts-/Wohnzimmer die Spielsachen entdeckt und aufgebaut. Wir hatten mit Kim abgesprochen, dass die Sachen stehen bleiben könnten, damit er abends noch etwas damit spielen könnte.

Aber, so der Inhalt des Briefs, ihre Reinemachfrau hatte die Sachen dann doch weggeräumt, wofür sie sich entschuldigt hatte. War aber nicht schlimm, wir waren so spät, dass es für´s Spielen ohnehin zu spät war.

Stattdessen durfte er Fernsehen und wir haben uns selber kurz ins Wohnzimmer verkrümelt, um die Strecke für den nächsten Tag zu planen. Das Wohnzimmer war der einzige Raum, in dem wir ein Wlan-Signal hatten. Der Abend endete mit einem letzten Sonnenuntergang über den Cotswolds und dem Satz „Ich sehe einen Fuchs!“. Tatsächlich lief auf der frisch gemähten Wiese ein Fuchs. Am Abend vorher hatten die Kühe den Zaun des Hühnergeheges platt getrampelt, und Kim erzählte uns, dass sie Probleme mit den Füchsen hätten. Dieser hier hatte aber schon irgendwas anderes im Maul, sollte die Hühner also in Ruhe gelassen haben.

Eigentlich war unsere Internetrecherche zur Strecke auch überflüssig, denn Kim hat uns beim Frühstück gesagt und gezeigt, wo wir langfahren sollten, um auf der Strecke noch etwas sehen zu können. Der Kleine hat sich übrigens gleich wieder den Spielsachen gewidmet, aber nicht ohne vorher an der Küchentür zu klopfen und nachzufragen. Witzigerweise meinte Kim, sie hätten nett geplaudert. Wie gesagt: er ist vier!

Trotzdem war es dann irgendwann Zeit, die Hühner zu satteln und vom Hof zu reiten. Es ging in Richtung Oxford.