Tragfähig – Teil 3

Nachdem ich endlich beide Achskörper vor mit hatte, ging es ans eigentliche Überarbeiten. Zuerst müssen die Radflansche von den Bremsscheiben getrennt werden. Das ist kein so großer Akt, nur sind die Schrauben, die beides miteinander verbinden, ziemlich festgebacken und müssen erst einmal einweichen. Dazu muss das Konglomerat in einen Schraubstock, sonst ist es quasi unmöglich, genügend Druck auszuüben.

Sobald das getrennt ist, kann man den Flansch etwas säubern und mit neuen Bremsscheiben versehen. Soviel zum einfachen Teil.

Die Traggelenke oben und unten im Achskörper sind da schon etwas komplizierter. Das sind keine „modernen“, wartungsfreien, sondern aus mehreren Komponenten zusammen gesetzte Kugelköpfe.

Hier besteht zuerst die Kunst darin, die korrekte Anzahl der Unterlagen zu ermitteln. Eigentlich sind das große, dünne Unterlegscheiben, die zwischen Gehäuse und Überwurfmutter gelegt werden. Die Anzahl der Scheiben entscheidet dann über die Freigängigkeit der Kugel. Eigentlich hätte es wohl genügt, eine oder zwei der Unterlagen zu entnehmen. Aber da ich das Reparaturkit nun schon einmal da hatte, habe ich es auch verwendet.

Die jeweils oberen Gelenke liefen sehr locker. Sprich: der Gewindestift sackte von selber ab, wenn man den Achsschenkel schräg hält. Das sollte so nicht unbedingt sein. Die unteren gingen noch, kann aber auch daran liegen, dass da eine Feder drin ist, die eine gewisse Vorspannung erzeugt. Die Feder setzt man beim Zusammenbau erst ein, wenn alles andere passt.

Übrigens: zum auseinander- und zusammenbauen, benötigt man eine lange 38er Nuss. Hatte ich natürlich nicht, kam aber relativ schnell von Amazon. Dummerweise hatte ich eine ¾“-Nuss erwischt, aber maximal ½“-Werkzeuge zur Verfügung. Da musste ich also auch noch einen passenden Adapter besorgen.

Zweites Problem: die Überwurfmuttern werden mit 102 Nm angezogen. Nur, erfahrungsgemäß backen sich solche Verschraubungen mit der Zeit fest und was mit 102 Nm angezogen wird, muss sich nicht auch zwingend mit 102 Nm lösen. Stichwort: Losdrehmoment. Um erstmal die alten Muttern lösen zu können, muss man den Achsschenkel also irgendwo fixieren. Eigentlich macht man sowas in einem Schraubstock. Ich hatte leider nur sowas ähnliches. So einen recht einfachen, klappbaren Werktisch. Das hat zum Zusammenbau hinterher so gerade genügt, aber zum auseinanderbauen habe ich die Achsschenkel auf einen Holzpfahl geschoben, den ich unter die Palette gesteckt habe, auf der die Hebebühne mal lag. Ich brauchte halt irgendwas zum gegenhalten. Hat aber funktioniert.

Dann konnte ich endlich daran gehen, die Gelenke neu zu machen. Das hat mich pro Gelenk recht viel Zeit gekostet, bis ich die jeweils passende Anzahl hatte. Man baut sie dafür mehrfach zusammen und wieder auseinander, bis es endlich passt. Die Kugelköpfe sollen sich mit etwas Widerstand bewegen lassen, also kein Spiel haben, aber auch nicht zu fest sein. Das ist ganz schön fummelig, der Grat zwischen „locker“ und „bombenfest“ ist minimal. Die Differenz liegt irgendwo in der zweiten Stelle hinter dem Komma. Auf Millimeter bezogen, versteht sich.

Irgendwann hatte ich es, gefühlt, soweit fertig. Dann erst konnte ich die Dinger final montieren. Also fetten, das untere Gelenk mit der Feder versehen und zusammen schrauben.

Jetzt warten die kompletten Achsschenkel darauf, wieder ans Auto zu können.