Führungsarbeit Teil 2

Aus dem „ein wenig ärgern“ war zwischenzeitlich ein „ich habe keinen Bock mehr!“ geworden.Nachdem ich das Werkzeug zum Bördeln der Bremsleitung bekommen habe, habe ich erstmal am abgeknickten Stück Leitung geübt. Irgendwann hatte ich dann auch raus, wie es funktioniert und einen, zumindest optisch, halbwegs passablen Bördel hinbekommen. Das Ganze habe ich dann unter Charlie wiederholt und die Leitung mit einer entsprechenden Rohrbiegezange und viel Gewürge halbwegs in Form gebracht. Das ist echt eine Schweinearbeit, zumal man dauernd über Kopf arbeiten muss und nicht so viel Bewegungsfreiheit hat. Aber irgendwann war alles wieder zusammengebaut.

Das, nennen wir es mal, „böse Erwachen“ kam, als ich das Eezibleed, also das Entlüftungsgerät, am Bremsflüssigkeitsbehälter angeschlossen habe. Ein seltsames Zischen, das nicht aus dem Bereich des Behälters kam, ließ mich einen Blick unter Charlie werfen. Aus der Verschraubung sprühte fröhlich Bremsflüssigkeit.

Ein Nachziehen der Verschraubung bis quasi zum Anschlag brachte auch keinen Erfolg. Zwar sprühte es jetzt nicht mehr, sondern tropfte, aber weiter anziehen konnte ich nicht. Einzige logische Erklärung: der gebördelte Nippel dichtet nicht sauber. Warum konnte ich nicht sagen, vor lauter Frust habe ich eingepackt und alles so gelassen, wie es war. Dem Verlangen entweder alles so wie es ist zu verkaufen, oder mit Benzinkanister und Feuerzeug um Charlie herum zu tanzen, konnte ich so grade noch widerstehen.

Ich vermute mal, dass der Bördel vom Durchmesser her zu klein war. Das Bördelgerät hat eine Lehre dabei, mit der sich der Überstand messen lassen soll, um hinterher einen passenden Bördel hinzubekommen. Sprich: man steckt die Leitung in die Führung des Geräts und legt die Lehre mit dem passenden Dorn drüber. Dann schiebt man die Leitung so weit durch, dass das Ende in der Aussparung endet. Das scheint aber nicht so ganz zu passen, jedenfalls war der Bördel kleiner als der Originale.

Vorsorglich habe ich ein Stück fertige Bremsleitung und Verschraubungen bestellt. Das Reparaturstück habe ich entsprechend gebogen, die alte Bremsleitung gekürzt und mit einem neuen Bördel versehen, den ich dieses Mal mit der nächstgrößeren Aussparung der Lehre abgemessen habe. Dann habe ich alles wieder zusammen geschraubt und erneut mit dem Eezibleed Druck auf das System gegeben. Ergebnis: nicht dicht. Es sprühte wieder aus dem Anschluss vom Verteilerblock. Was zum …?! Die Verschraubung auf die alte Leitung war allerdings dicht.

Kurz, bevor ich mal wieder verzweifelt bin, habe ich die Verschraubung vom Reparaturstück auf die alte Leitung gelöst. Ich hatte das Gefühl, dass die Leitung, bzw. der Bördel im Anschlussblock irgendwie verkanten und deswegen nicht dichten. Was mir komisch vorkam: scheinbar kam die Bremsflüssigkeit zwischen Leitung und Verschraubung durch. Was aber ja, bei einem fertig gebördeltem Reparaturstück, eigentlich nicht sein kann. Als ich die untere Verschraubung dann offen hatte, wusste ich auch, warum es nicht funktionieren konnte: die obere Verschraubung am Verteiler hatte Spiel. Logisch eigentlich, die Verschraubung vom Reparaturstück war kürzer als die originale, konnte also gar nicht bis zum Anschlag eingeschraubt werden. Was ich aber auch erst bemerkt habe, als ich beide nebeneinander gehalten habe.

Also habe ich die alte Verschraubung auf das Reparaturstück gesteckt und einen neuen Bördel drauf gedrückt. Jetzt endlich war das System dicht und ich konnte entlüften.

Anschließend kamen die Räder wieder drauf und Charlie steht jetzt zumindest wieder auf eigenen Füßen. Erstmal muss er jetzt von der Bühne, damit ich Abby fertig machen kann. Die müsste diesen Monat noch über den TÜV, dafür muss aber der neue Krümmer rein.

Das sollte immerhin kein so großer Akt sein … wobei, das habe ich auch schon öfter gedacht und hinterher war ich dann tagelang beschäftigt. Gut, teils auch aus eigener Blödheit.