Tag 1: Anreise oder: Schiff ahoi!

Rückblickend war die Anreise fast schon der entspannteste Teil der Reise. Henry trug seine (fast leere) Dachbox auf dem Kopf, das Regal im Kofferraum war gefüllt und die Kamerataschen und Sohnemanns Spielzeug-Tasche lagen auf dem Rücksitz, gesichert mit dem Gurt.

Gegen 7:00 sind wir dann, inklusive leichter Marschverpflegung, eingestiegen und losgefahren. Neben kurzer Pinkelpause und, um den wahnwitzigen Spritpreisen in Holland auszuweichen, einem Tankstopp kurz vor der Grenze, sind wir recht entspannt Richtung Amsterdam gerollt. Irgendwo in der Nähe des Flughafens fing das Navi dann plötzlich an zu spinnen. Trotz neuem Kartenmaterial fuhren wir laut Anzeige irgendwo im Nichts und verpassten prompt eine Ausfahrt. Ok, durchatmen, weiterfahren. Irgendwann hatten wir dann auch wieder laut Bildschirm Kontakt mit der Straße, der Rechner berechnete eine neue Route und wir rollten weiter Richtung Fährhafen.

Kurz vorher bin ich dann nochmal falsch abgebogen, aber das war noch halbwegs harmlos. So sind wir dann gegen 13:00 angekommen und haben uns erstmal bei DFDS an den Schalter gestellt. Mit der Erkenntnis, dass wir keine weiteren Dokumente brauchen und uns einfach zu den anderen Autos in die Schlange stellen können, sind wir dann einen Happen essen gegangen. Ein paar Meter weiter ist ein Fischrestaurant und da wir Abendessen auf der Fähre gebucht hatten, brauchten wir auch nicht viel. Die Garnelen haben wir also ohne Pommes bestellt, aber trotzdem mit frittierten Kartoffelstäbchen bekommen. Naja, Frühstück hatten wir ja nicht wirklich.

Anschließend haben wir dann das Ende der Fahrzeugschlange aufgesucht und gewartet, bis die Schranke zum Terminal aufging. Man wird einzeln zum Schalter durchgewunken. Dort zeigt man dann die entsprechenden Papiere vor und bekommt, nach Kontrolle der Ausweise, die Karten für die Kabine und das Parkticket für das Auto.

Dann steht man auch erstmal wieder eine Weile in der Schlange. So hat man zwar Zeit, sich die Fähre in Ruhe von außen anzusehen, aber so lange braucht man da auch nicht für. Also betreibt man Milieustudien. Sprich: man guckt sich an, wer noch so mitfährt.

Die Fähre ist ebenfalls anders, als die zwischen Dünkirchen und Dover. Da man Platz für die Kabinen braucht, gibt es wesentlich weniger Parkfläche. Wir sind eine relativ steile Rampe an der Backbordseite (man fährt von vorne in die Fähre) rauf und mussten nahe an der Schiffswand parken. Biene musste dafür vorher aussteigen und ich habe mich, nachdem Henry stand, an der Seite durchgequetscht, um die Reisetasche aus der Dachbox zu kriegen.

Die Überfahrt selber war dann recht entspannt. Wir haben (beim bordeigenen Starbucks) Kaffee getrunken, UNO gespielt, und versucht Delfine oder Wale zu sehen. Die King Seaways, mit der wir hingefahren sind, hat ein offenes Observation-Deck unterhalb der Brücke, von wo aus man mit viel Glück etwas von den diversen Meeresbewohnern mitbekommen kann. Unterhalb gibt es noch ein Explorer-Deck, von dem aus man durch die Scheiben zwar weniger sieht, aber wo vor allem die Kinder etwas zu tun haben. Die Mitarbeiterinnen der ORCA stehen für Fragen bereit und erklären Erwachsenen und Kindern gerne alles, was man wissen möchte. Gesehen haben wir aber „nur“ ein paar Möwen.

Das Schiffspersonal bestand fast ausschließlich auch Asiaten, entsprechend freundlich war der gesamte Service. Sohnemann war vor allem von einem der Kellner angetan, der sogar ein wenig Deutsch sprach. Aber ab der Fähre ist im Wesentlichen englisch angesagt.

Das Abendessen sollte man besser vorbestellen, sonst kann man eventuell eine Weile warten, bis man einen Tisch bekommt. Am Buffet gibt es eine ordentliche Auswahl, die rein qualitativ auch durchaus ganz gut ist. Auf jeden Fall kann man satt ins Bett, oder noch den Sonnenuntergang bewundern. Jedenfalls in unserem Fall: das Wetter war ganz gut. So konnten wir dann auch ohne spürbaren Seegang halbwegs passabel schlafen. Wir lagen auf Deck 8 im vorderen Teil des Schiffs. Das wäre bei Seegang zwar vielleicht weniger gut gewesen, aber so hatten wir eine recht ruhige Kabine erwischt. Das Brummen der Maschinen war zwar zu hören, aber erträglich. Lediglich das unbenutzte Klappbett über mir hat mich zwischenzeitlich mit Klappergeräuschen genervt.

Wir sind also einigermaßen entspannt durch die Nacht gekommen und brauchten am nächsten Morgen nicht ausschließlich Kaffee. Das Frühstücksbuffet war ok. Nicht überragend, aber brauchbar und auch hier war für jeden was dabei.

Bis das Schiff in Newcastle angelegt hatte und alles soweit war, dass wir aus der Fähre konnten, dauerte es bis etwa 10:00 (Ortszeit, England tickt ja etwas anders). Die Abfertigung am Einreiseschalter zog sich etwas, aber hauptsächlich deshalb, weil es vor uns bei irgendetwas hakte. Jedenfalls hatten wir eine recht langsame Schlange erwischt. Bei uns ging es aber dann recht zügig und wir gingen auf unsere eigentliche Reise.

Kleiner Hinweis am Rande: man sollte sich auf der Fähre entweder ein W-Lan-Ticket kaufen, oder das Handy ausschalten. Trotz geringer Nutzung kam irgendwann eine SMS mit „Sie haben Datendienste im Ausland für 47,60 EUR genutzt.“ Ups! Die kürzlich beschlossene Aufhebung der Roaming-Gebühren innerhalb der EU gilt nicht auf See.