Auf nach Glasgow! Aber nicht sofort. Unsere erste Unterkunft lag in Glasgow, wir mussten also einmal komplett von Osten nach Westen. Zum Glück an der so ziemlich schmalsten Stelle.
Vorher waren wir aber noch shoppen. Barbour unterhält einen recht üppigen Outletstore in Newcastle. Nicht, dass wir unbedingt etwas gebraucht hätten, aber rein preislich lohnt sich das schon sehr. So sind wir dann auch mit drei Jacken, ein paar Oberteilen und einem Tuch – und ein paar hundert Pfund weniger in der Reisekasse – wieder raus.
Der Weg führte uns jetzt aus Newcastle, durch recht dichten Verkehr, hinaus auf die A69 in Richtung Carlisle und von dort, über die Schottische Grenze, nach Caerlaverock Castle.
Die dreieckige, von einem Wassergraben umgebene Burg, war wohl mal Schauplatz einer Belagerung durch die Briten, die sich erstmal die Zähne daran ausgebissen haben. Die Burg wurde damals von erstaunlich wenigen Soldaten, erstaunlich lange gehalten. Wir haben uns erstmal an der Zufahrt die Zähne ausgebissen. Dank Schlaglöchern und diversen Fahrbahnunebenheiten hat es doch das eine oder andere unschöne Geräusch gegeben.
Im außerhalb gelegenen Cafe der Burg gab es Scones (mit Butter und Himbeermarmelade) und Kaffee und die Erkenntnis, dass Fanta recht selten auf der Insel ist. Interessanterweise ist San Pellegrino verbreiteter.
Da die Zeit drängte mussten wir aber weiter. Andere potentielle Sehenswürdigkeiten mussten wir auslassen, um noch zeitig in Glasgow zu sein, auch dank unserer Shopping-Stunde in Newcastle.
Der Weg führte uns zunächst mal wieder quer durchs Gelände vorbei an Lockerbie nach Norden, unergründlichem Poltergeräusch inklusive. Ich weiß bis jetzt nicht, was wo in Henry gerumpelt haben könnte.
Kurz vor Glasgow hat uns dann das Navi wieder in die Irre geführt. Bis zu unserer Ausfahrt war noch alles ok, aber da wo ich rechts abbiegen sollte, war eine Mauer. Da scheint das Autobahnkreuz umgebaut und noch nicht in den Kartendaten aufgenommen worden zu sein. Braucht man, kurz vor der spätesten Ankunftszeit im Guesthouse, nicht wirklich. Genauso wenig, wie den Feierabend-Stau, der uns zusätzlich Zeit gekostet hatte. Wir sind dann auch um Punkt 18:00 angekommen und erstmal kurz zum Durchatmen auf unser Zimmer. Das Guesthouse lag in einer ruhigen Nebenstraße und war, trotz studentisch geprägter Umgebung, erstaunlich ruhig. Auch Ausstattung und Optik waren angenehm klassisch und gemütlich. Nur die Tatsache, dass wir nur eine Decke und Matratze teilen mussten, machte uns etwas Sorgen. Das begrenzt die Bewegungsfähigkeit in der Nacht doch ein wenig und man bekommt jede Bewegung des Partners mit. Allerdings hatten wir dieses „Problem“ in jeder Unterkunft.
Bevor es Schlafenszeit war, sind wir aber auf die Suche nach etwas Essbarem gegangen und da Sohnemann der Sinn nach Pizza (sehr schottisch) stand, sind wir auf Empfehlung einer der Guesthouse-Mitarbeiterinnen, zu einem Restaurant etwa 15 Minuten entfernt spaziert. Die Pizza war dann tatsächlich auch sehr gut, ebenso der leckere, wenn auch sehr mächtige Nachtisch aus Pizzateig mit Nutella und Eis.
Da es für Sightseeing eh zu spät war, sind wir noch ein wenig durch den Kelvingrove-Park zwischen Restaurant und Unterkunft gebummelt, Sohnemann konnte ein paar Spielgeräte auf dem Weg ausprobieren und es gab ein paar Fotos.
Um noch ein wenig von Glasgow mitzubekommen, haben wir uns dazu entschieden erst am nächsten Mittag weiterzufahren.
So blieb uns der Vormittag, nach eher kontinental geprägtem Frühstück, zum Bummeln. Dazu mussten wir aber erstmal in die proppenvolle und irrsinnig enge U-Bahn. Ich hätte schon fast mit Mitarbeitern gerechnet, die Reisende in die Bahn stopfen, damit die Türen zugehen. Zudem hat die Bahn eine recht ungewöhnliche Form, die Züge sind mehr oder weniger rund. Spart Geld beim Tunnelbau, macht aber, gerade bei größeren Menschen, bisweilen Kopfschmerzen. Lustig hingegen fand ich den einen Bahnsteig-Mitarbeiter der dem Zugführer ein sehr schottisch geprägtes „Hey, Draiva!“ zurief.
Leider hatte in der Nacht, die wir trotz offenem Fenster recht ruhig verbracht haben, der Regen eingesetzt. Nicht viel, aber immerhin so, dass man doch bisweilen den Schirm brauchte. Einmal in der Stadt sind wir dann zuerst zur Glasgow Cathedral die gerade
im Begriff war, die Türen zu öffnen. Das Gotteshaus ist schon imposant, aber die Ausstellung von Lego-Kunstwerken in der Krypta hätte ich nicht erwartet.
War aber sehr interessant. Die Krypta diente im Übrigen als L´Hôpital des Anges in Outlander. Das aber nur am Rande.
Anschließend sind wir über die Nekropolis, also den Friedhof, und von dort in die Innenstadt. Ehrlich gesagt ist Glasgow nicht unbedingt eine Stadt, die ich öfter besuchen würde. Es gibt ein paar interessante Ecken und Gebäude, einige witzige Details,
aber stellenweise wirkt es doch ein wenig heruntergekommen. Ok, solche Ecken gibt es in jeder größeren Stadt. Vielleicht tue ich der Stadt damit aber auch unrecht, uns fehlte einfach die Zeit, wirklich viel zu erkunden.
Imposant ist das, im Inneren optisch zweigeteilte Rathaus. Die eine Seite ist mit hellem, die andere Seite mit dunklem Marmor verkleidet.
Ob das war mit der dunklen und der hellen Seite der Macht zu tun hat, habe ich aber nicht gefragt.
So langsam war es dann aber auch Zeit, dass wir uns wieder auf den Weg zu unserer nächsten Station machen mussten. Also ging es zurück in die, jetzt deutlich leerere U-Bahn, und zu Henry.