Tag 3 und 4: Oban, oder: Mist, Dampf und Kohle

Wir verließen Glasow in Richtung Westen und machten uns, nach einem ersten Tankstopp auf, in Richtung der Highlands. Die Landschaft erinnerte mich tatsächlich stellenweise an die Eifel. Mit dem Unterschied, dass wir auf der „falschen“ Seite unterwegs waren.

Vorbei am Loch Lomond – von dem wir Dank dichter Bewaldung kaum etwas gesehen haben – fuhren wir in doch recht dichtem Verkehr Richtung Norden, bis wir in Tarbet nach Westen in Richtung Inverary abgebogen sind. Unterwegs konnten wir die ersten Ausläufer der Highlands erahnen (die Spitzen hingen im Nebel) und kamen, nach einer schönen Passstraße, am Rest and be thankful commermorative stone an. Von hier gibt es einen grandiosen Ausblick auf die gerade durchquerte Landschaft. Glauben wir, aber dank Regen und Nebel war davon nicht wirklich was zu sehen.

rest and be thankful

Also gab es nur ein paar Beweisfotos und wir sind weiter nach Inveraray gefahren. Dort haben wir uns ein historisches Gefängnis angesehen. Eigentlich recht interessant, aber Sohnemann hatte seine Schwierigkeiten damit. War ihm stellenweise zu gruselig. Gut, haben wir immerhin ein Druckmittel, wenn er in der Pubertät anfangen sollte, Unfug zu treiben. Die lästige Wespe die mich gefühlt über fünfhundert Meter verfolgt hat, hat mich allerdings mehr beunruhigt.

Das aus dunkelgrünem Stein gebaute Castle haben wir uns nur kurz von außen angesehen und dann ging es weiter in Richtung Oban. Unterwegs gab es noch ein Foto aus der Ferne von Kilchurn Castle

Kilchurn Castle

und wir sind über die Saint Conan´s Kirk gestolpert.

Saint Conans Kirk

Die sieht zwar eigentlich aus, als wäre sie schon hunderte Jahre alt, ist aber tatsächlich erst vor knapp 100 Jahren erbaut worden. Interessant war sie trotzdem.

Da Henrys Navi mit der Adresse der nächsten Unterkunft nichts anzufangen wusste, haben wir erstmal Oban eingegeben und uns dann per Karten-App auf dem iPhone leiten lassen. Gelandet sind dann bei Marion. Ihr B&B besteht eigentlich nur aus zwei Gästezimmern mit jeweils eigenem Bad und einer angrenzenden Ferienwohnung. Wir haben dann beide Zimmer bekommen, waren also die einzigen Gäste im B&B, was wir beim Frühstück am nächsten Morgen zu spüren bekommen sollten.

Erstmal ging es aber ums Abendessen und wir haben es in Oban versucht. Das Fischrestaurant, welches Marion empfohlen hatte, hatte einen Tisch frei. Gegen 21:00.

Also haben wir den Fish ´n Chips Stand um die Ecke aufgesucht und dort im leichten Nieselregen gegessen. Abschließend ging es dann noch in einen Laden, eigentlich nur zum Bummeln. Aber neben ein wenig Krimskrams gab es dann noch eine Flatcap für mich, die sich im Nachhinein aber als zu eng entpuppte. Von wegen „One Size fits all“.

Von unserer Unterkunft aus, sind wir dann noch an den Strand gelaufen. Gerade setzte die Flut wieder ein und wir haben noch ein wenig nach Muscheln gesucht. Die lebenden

Benderloch Strand

Muscheln an den Felsen haben wir aber sitzen lassen.

Dann sind wir aber auch „schon“ wieder in unsere Unterkunft, wo uns Marion am nächsten Morgen Frühstück servierte. Danach brauchten wir erstmal nichts mehr, denn neben Bacon, Würstchen und Spiegelei gab es noch pancakes, Milchbrötchen, Croissants, normale Brötchen, Joghurt, Obst und so weiter. Wenn wir das alles in Ruhe gegessen hätten, hätten wir den Zug nach Hogwarts verpasst.

Naja, nicht wirklich, aber auf dem Plan stand eine Fahrt mit dem Jacobite Steam Train, also dem Dampfzug, der in den Harry Potter Filmen des Öfteren aufgetaucht ist. Der Zug fährt von Fort William über das Glenfinnan Viadukt bis nach Mallaig an die Atlanktiküste, und von dort wieder zurück. Die Karten hatten wir schon im Januar gebucht, und selbst da hatten wir keine Chance mehr, Plätze in der ersten Klasse zu bekommen. Also mussten wir mit der zweiten Klasse vorliebnehmen, aber das war auch vollkommen ok. Entgegen dem Zug mit dem wir vor drei Jahren in Südengland gefahren sind, wirkte der Jacobite Train etwas „normaler“. Also ein klein wenig weniger Liebe zum Detail und etwas kommerzieller, zumal er von einem ganz normalen Bahnhof abfährt. Im Zug gab es einen Harry Potter Shop, der zum Ende der Reise auch ordentlich geplündert war. Weiße Eulen, fliegende Ford Anglia oder andere seltsame Dinge sind uns aber nicht begegnet. Allenfalls seltsame Gestalten.

Glenfinnan Viadukt

Gerade am Glenfinnan Viadukt wimmelte es von Touristen. Man sollte ihnen vorschreiben, erdfarbene Klamotten zu tragen, ich habe lauter bunte Punkte auf den Fotos. Tse, Muggels! 😉

Dafür hatten wir eine schöne Tour durch die Highlands bei durchmischtem Wetter und sind in Mallaig in einer Art Wohltätigkeitsverantaltung für die örtlichen Seeleute geraten. Die Highland Pipers of Skye spielten,

Highland Pipers of Skye

es gab frisches Seafood, Sohnemann konnte ein Seenot-Rettungsboot erkunden und durfte Pistole, Schild, Dolch und Schwert eines „echten“ Jakobiten halten. Seine Pirelli-Kappe hätte er auch fast gegen den Dreispitz tauschen können. Aber eben nur fast.

Die Hüpfburg mit Rutsche war dann aber eh wieder wichtiger. Sogar wichtiger, als Essen.

Dann ging es auch schon wieder zurück, Kohlekrümel und Rauch durch das geöffnete Fenster unserer Mitreisenden inklusive.

In Fort William sind wir dann kurz in den angrenzenden Supermarkt, hauptsächlich um Orangenmarmelade zu kaufen. Die scheint in Schottland aber weniger beliebt zu sein, jedenfalls gab es hier kaum welche. Für die weitere Reise haben wir dann noch Fleischbällchen gekauft, die eignen sich relativ gut für zwischendurch. Bekommen haben wir german meatballs. Fleischbällchen, die aus britischem Fleisch nach deutschem Rezept in Deutschland produziert werden und dann auf der Insel wieder in den Verkauf gehen. Ääh … ja 🤔.

Wo wir schon da waren, haben wir auch gleich noch was gegessen und uns über die vierköpfige Familie am Nebentisch gewundert. Oder vielmehr über das Schlachtfeld, das sie hinterlassen haben 🤨.

Sohnemann ist dann auf der Rückfahrt ins B&B eingeschlafen und wir haben die Gelegenheit genutzt, kurz ein Foto von Castle Stalker zu machen.

Castle Stalker

Der nächste Morgen begann wieder mit einem üppigen Frühstück, von dem wir aber doch wieder einiges verschmähen mussten. Es passte eben nicht alles rein. In gewisser Weise fühlten wir uns, wie zu Besuch bei einer netten, wenn auch ein klein wenig übervorsorglichen, Tante 😉. So verabschiedeten wir uns von Marion und weiter ging es Richtung Nordwesten.