Den ersten Teil der Reise bis Fort William, waren wir tags zuvor schon gefahren. So konnten wir auf Fotostopps verzichten, zumal das Wetter noch immer nicht so richtig mitspielte.
Dennoch haben wir noch einen kleinen Abstecher nach Glencoe bzw. die dahinterliegende Landschaft gemacht. Tiefhängende Wolken verhinderten zwar die Weitsicht, aber trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, sind die Berge und Hügel hier recht beeindruckend. Was die Masse an Touristen erklärte. Zum Beispiel die Gruppe, die schön im Gänsemarsch von ihrem Bus aus irgendwo in die Walachei stiefelte.
Irgendwann drehten wir dann um und setzten unsere Fahrt Richtung Skye fort. Wir hatten zwar überlegt, ab Mallaig die Fähre zu nehmen, die hätten wir aber im Vorfeld buchen müssen und wären zeitlich dann entsprechend eingeschränkt gewesen. Also haben wir die romantische Route über Land gewählt und – mit ein paar Fotostopps zwischendrin
– die Brücke nach Skye genommen, nicht ohne vorher zumindest noch ein Foto von Eilean Donan Castle am Loch Duich zu schießen. Für mehr war keine Zeit, obwohl das sicher einen Besuch wert gewesen wäre.
Auf Skye gab es dafür trotzdem genug zu sehen, vor Allem landschaftlich.
Neben diversen Buchten und einem Wasserfall, bei dem wir gleich erfahren durften, wie es sich auf moorigem Torfboden läuft, gab es ausreichend Fotomotive.
So haben wir dann auch etwas gebraucht,
bis wir am Dunvegan Castle ankamen. Auf dem Programm stand zum einen der Garten und das Schloss, Stammsitz der MacLeod, und zum anderen die Seehunde, die sich in der Bucht rumlümmeln.
Da wir noch Zeit hatten, bis unsere Tour anstand, haben wir den Garten besichtigt, was Sohnemann ein wenig zum rumrennen genutzt hat. Kein Wunder, sind wir doch bisher jeden Tag recht lange Strecken gefahren und entsprechend lange im Auto gesessen.
Dann ging es irgendwann in den kleinen Kahn und raus in die Bucht, wo die Seehunde größtenteils faul auf ihren Felsen lagen.
Irgendwie haben wir uns gefragt, wer sich gerade wen beguckt.
Dunvegan Castle nebst Garten kann man, wie so viele andere, ebenfalls besichtigen, wobei einige Teile den Besitzern vorbehalten bleiben. Teilweise sind die Burgen und Schlösser eben noch bewohnt. Bei einigen genügt es vermutlich, abends die Absperrungen wegzuräumen und vor dem Ansturm am nächsten Morgen wieder die Chipskrümel aufzusaugen. Aber dazu später nochmal. Hier gab es auch ein kleines Video zur Geschichte der Burg und der MacLeod und den obligatorischen Shop am Ende des Rundgangs. Shop und deren Angebot gleichen sich oft. Sollte man also mehrere Burgen auf seiner Reise besichtigen und beabsichtigen, irgendein Andenken, einen Tartan-Schal oder Whisky zu kaufen: man hat reichlich Gelegenheit.
Unsere Unterkunft lag praktischerweise auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht. Da wir aber nicht übers Wasser fahren konnten, mussten wir einmal um die Bucht und dann auf der anderen Seite wieder zurück. Der Weg führte über cattle grids und single tracks, vorbei an einem Campingplatz und durch eine Schafweide (die Unterkunft war eine Schaffarm).
Wobei, „Weg“ trifft das noch am Besten. Es gibt Gegenden in Schottland, in denen drei Arten von Straßen existieren:
- Schlechte Straßen
- Sehr schlechte Straßen
- „Wer zum Teufel ist auf die schwachsinnige Idee gekommen, sowas als ‚Straße´ zu bezeichnen“-Straßen
Wir hatten auf den paar Metern zur Unterkunft vor allem letzte Kategorie. Wobei ich wieder an den „armen“ Vauxhall Corsa denken musste, der am Mittag mit zwei platten Reifen auf einem Parkplatz stand. Aber erstaunlicherweise kannte das Navi die Adresse. Was vielleicht auch daran lag, dass die Schaffarm auch gleichzeitig der „Ort“ ist.
Da die Besitzerin des B&B gerade unterwegs war, führt uns ihre Tochter auf unser Zimmer. Eigentlich hatte ich mich auf die Unterkunft gefreut. Bei gutem Wetter hätten wir einen herrlichen Blick auf Dunvegan Castle haben können und, bei klarem Himmel dank der geringen künstlichen Beleuchtung, vermutlich sehr viele Sterne sehen können. Dank scottish mist gab es nichts davon. Lediglich die heimkommenden Schafe sorgten für etwas Erheiterung.
Etwas zu essen wäre auch schön gewesen, also sind wir den gleichen Weg den wir gekommen sind wieder zurück und haben gehofft in einem der wenigen Restaurants einen Tisch zu bekommen. Der nächste wäre um 22:00 frei gewesen, aber uns wurde, wohl auch dank unseres Kurzen, Fish and Chips zum Mitnehmen angeboten, die wir dankend angenommen haben. Prinzipiell lecker und frisch, aber ich hätte mir etwas mehr Salz gewünscht.
Am nächsten Morgen begrüßte uns dann die Besitzerin und wir bekamen ein passables Frühstück. Jedenfalls war der Schinken lecker und die Eier von den eigenen Hühnern. Trotzdem waren wir relativ froh, wieder fahren zu können. Alles in allem war die Unterkunft recht spartanisch, die Besitzerin leider recht verhalten und wir fühlten uns nicht so richtig wohl.
Unser Weg von Skye runter führte uns wieder über die Brücke, aber wir sind nicht den direkten Weg gefahren, sondern einmal um die Nordspitze herum. Prinzipiell eine schöne Strecke, aber man musste teilweise höllisch aufpassen. Irgendwo habe ich ein Schlagloch übersehen, bin mit der Fahrerseite voll durch und sah uns schon mit platten Reifen oder krummen Felgen am Straßenrand stehen. Die Schlaglöcher waren doch sehr mit Vorsicht zu genießen, ebenso die Wellen und Buckel in der Fahrbahn. So oft hat Henry noch nie mit der Front aufgesetzt oder hinten im Radhaus gekratzt.
Unterwegs lag das Skye Museum of Island Life, was einen schönen Eindruck des Lebens auf Skye zu früheren Zeiten bot. Also ein kleines Freilichtmuseum mit vielen historischen Geräten, Einrichtungen und so weiter.
Und einen kleinen Shop gab es auch. Wobei sich der tatsächlich gelohnt hat. Biene bekam eine Mütze mit passenden Handschuhen, ich eine weitere Flatcap und jeder noch einen Lammwollschal. Sohnemann spazierte mit einem Galloway zur Tür raus. Ok, aus Plüsch. Aber trotzdem hübsch. Oberhalb wäre noch das Grab von Flora MacDonald zu besichtigen gewesen. Das haben wir uns aber unter anderem wegen Henry dem IV gespart. Henry der IV war ein alter Ford Transit als Wohnmobil aus Belgien, der uns schon auf der Fahrt nach Skye, vorbei am Loch Cluanie aufgefallen war. Jedenfalls zuckelte er gemütlich vor uns hin, was einem doch recht engen Zeitplan nicht so gut bekommt. Um ihn nicht gleich wieder vor uns zu haben, sind wir dann los.
Weiter ging es zum Kilt Rock, einer Felsformation an der Küste, die ein wenig an die Falten eines Kilts erinnert.
Der sonst wohl kräftige Wasserfall war aber nur ein recht dünnes Rinnsal. Auf Skye war also vor unserem Besuch auch nicht wirklich viel Regen gefallen. Was ich nach dem Vortag irgendwie kaum glauben konnte.
Der „Old Man of Storr“, eine Felssäule die ein paar Meilen weiter mehr oder weniger einsam am Berg steht, verschwand zum Teil im Nebel. Aber da hätten wir ohnehin nicht anhalten können. Das scheint mittlerweile eine derartige Touristenattraktion zu sein, dass der Straßenrand über ein paar hundert Meter rechts und links zugeparkt war. Also weiter in Richtung Portree, in der Hoffnung dort eventuell etwas zu essen bekommen zu können. Aber das kleine Hauptstädtchen von Skye versank ebenso im Verkehrsinfarkt wie weite Teile der restlichen Insel. Naja, nicht nur die Deutschen hatten Sommerferien, es wimmelte von Holländern, Spaniern, Italiener, Schweizern … also gefühlt halb Europa.
Wir sind dann weitergefahren und haben ein paar Meilen vor der Brücke aufs Festland bei einem kleinen Schnellimbiss/Restaurant angehalten. Das Essen war gar nicht schlecht. Fand die Möwe auch, die sich am Nebentisch ein Stück frittierte Zucchini gemopst hatte. Sie hat es zwar gleich wieder ausgespuckt, was aber wohl eher an der Resthitze gelegen haben dürfte. Jedenfalls hat sie es gleich wieder aufgepickt und vermutlich auch noch einen zweiten Versuch gestartet, wenn der Besitzer des Essens nicht gekommen wäre.
Im Spar nebenan gab es dann noch ein wenig Reiseproviant, eine mit Sohnemann schäkernde Bedienung (haben wir aber dagelassen) und wir haben die Insel wieder verlassen.