Tag 10 und 11, Edinburgh, oder: Wunder der Technik, tierisches und überflüssige Überraschungen

Weiter ging es, aber logischerweise nicht auf direktem Weg, nach Edinburgh. Zuerst führte uns der Weg nach Falkirk westlich von Edinburgh.

Hier steht das Falkirk Wheel, ein Schiffshebewerk, in dem hauptsächlich die kleinen Ausflugsboote von einem Kanal in den Anderen gehoben werden.

Falkirk Wheel

Das Boot fährt dazu in eine Art Wanne, die vorne und hinten wasserdicht geschlossen wird und dann, mithilfe des Gegengewichts einer zweiten Wanne samt Boot, nach oben bzw. unten befördert wird. War ganz spannend, nur leider war das Wetter wieder schlechter und es nieselte … oder regnete auch mal ein wenig kräftiger. Die Fahrt war zwar recht kurz, aber dafür war die Moderation durch den Bootsführer umso kurzweiliger.

Kelpies

Der Regen verzog sich, dafür setzte der Wind ein, der dann auch fröhlich um die Kelpies blies. Das sind aus Metallplatten gebaute Pferdeköpfe, die in einem Erholungsgebiet am Rande der Stadt stehen. Um da hin zu kommen, mussten wir aber erstmal durch selbige durch. Dank dichtem Verkehr – und einer kurzen aber erfolglosen Marmeladenjagd – dauerte das allerdings eine Weile.

Vorsicht, bissig!

Zudem musste wir noch an einem Schwanenpärchen samt Küken vorbei, die sich am Rande des Fußwegs breitgemacht hatten. Das Männchen war auch recht angriffslustig und hat jeden angefaucht, der zu nah an ihm vorbei gelatscht ist.

Wir sind dann einmal um die Kelpies rum, haben ausreichend Fotos gemacht und an einem Imbiss etwas gegessen. Die originalen Kelpies stehen im Übrigen am Parkplatz des Falkirk Wheel, nur deutlich kleiner.

Auf dem Rückweg waren die Schwäne immer noch da, nur diesmal mitten auf dem Weg dösend. Wir sind dann in größerem Abstand drum herum. War auch besser so, denn die etwas unbedarftere Dame hinter uns ist dann nach kurzem Angriff des Schwans schreiend weggelaufen. Ja, Schwäne sind hübsch. Aber eben bissig.

Linlithgow Palace

Wir sind derweil weiter nach Linlithgow zum dortigen Palace. Hier stand zuerst wieder ein Pärchen im Weg. Allerdings ein nicht bissiges Hochzeitspaar samt Gesellschaft, die gerade versuchten Fotos zu machen. Was aber, dank immer noch kräftigem Wind, nicht so einfach war.

Linlithgow Palace

Der Palast ist gigantisch groß, nur eben eine Ruine. Aber alleine die schiere Größe und die historische Bedeutung, machen es schon zu etwas Besonderem und man fragt sich instinktiv, wie sie vor ein paar hundert Jahren ausgesehen haben mag. Nur konnte ich danach keine gewendelten Treppen mehr sehen.

Blackness Castle

Weiter ging es dann zum Blackness Castle, einer Festungsanlage am Forth, die weitestgehend komplett erhalten ist. Von dort hat man einen guten Blick auf die Brücken über den Forth.

Forth Bridges

Die Anlage diente übrigens als Double für Fort William in der Outlander-Verfilmung. Die Burg ist wohl hauptsächlich deshalb so gut erhalten, weil sie als eine der wenigen im Unionsvertrag zwischen Schottland und England aus dem frühen 18ten Jahrhundert unter schottische Kontrolle gefallen ist.

Erst jetzt ging es weiter nach Edinburgh, bzw. in die Unterkunft in Dalkeith. Hmm, was schreibe ich darüber. Die Unterkunft war recht speziell. Wir haben an der Eingangstür geklingelt, wurden dann aber zum Nebeneingang gerufen. Dort erklärte uns eine ältere Dame die Räumlichkeiten und drückte uns eine Karte mit zwei Zugangscodes in die Hand. Einer für die Eingangstür, einer für unser Zimmer. Das Zimmer war ok, nur die Matratze hat Biene nach kurzem Probeliegen dankend abgelehnt. Sie hat dann im unteren Teil des Etagenbetts genächtigt.

Wir sind zunächst zum Inder um die Ecke und haben gut gegessen. Es war wirklich gut, aber auch reichlich teuer. Aber wir waren satt und müde genug. Dank Regen fiel der Spielplatz auf dem Weg zur Unterkunft weg.

Am nächsten Morgen gab es eine Überraschung: das Frühstück. Der Herr des Hauses war zugegen und spielte den Gastgeber. Was vor allem darin bestand, die anwesenden Gäste – zwei Holländer, eine dreiköpfige Familie aus Deutschland und wir – zu einem Überraschungs-Frühstück zu überreden. Er hätte mich auch gerne mit Bacon und Spiegelei überraschen können, aber das fiel flach. Stattdessen bekam ich Hering mit Essig – den er erstmal als Vodka verkaufen wollte – und Biene eine Art Fisch-Pastete. Naja, es gab ja auch noch Obst, Cerealien, Brötchen und so. Immerhin haben wir uns ganz nett mit den anderen Gästen unterhalten und sind dann zur Bushaltestelle. Wir wollten in die Innenstadt und uns die Burg ansehen. Da der Bus aber gerade weg war und der nächste erst in einer Stunde kommen sollte, sind wir doch noch kurz auf den Spielplatz. Dann hätte uns fast noch ein Reh über den Haufen gerannt.

ja, ein Reh

Der Bus brachte uns dann nach Edinburgh hinein und kaum angekommen, ist uns aufgefallen, dass wir unseren Scottish Explorer Pass vergessen hatten. Damit wären wir schneller und vor allem umsonst ins Schloss gekommen. Hat uns massiv geärgert und wir waren irgendwie schon drauf und dran wieder zurück zu fahren und den Rest des Tages im Zimmer zu bleiben. Wir sind dann trotzdem ins Schloss, das schon für das anstehende Edinburgh Military Tattoo vorbereitet wurde.

Edinburgh Castle

Da Sonntag war, waren auch Massen an Touristen unterwegs, was, zusätzlich zum Regen, der Stimmung nicht unbedingt zuträglich war. Vom gewöhnungsbedürftigen Frühstück ganz zu schweigen. Und ich hätte mir meine frisch erworbene Barbour-Wachsjacke gewünscht und, im Nachhinein, eine Regenschutzhülle für den Kamerarucksack. Irgendwie wir waren uns hinterher dann auch einig, dass Stirling Castle doch irgendwie interessanter ist.

Edinburgh Castle

Wir haben uns zwar trotzdem ausgiebig umgesehen, aber irgendwann sind wir dann wieder raus und haben uns erstmal Scones (wieder keine Clotted Cream) und Kaffee gegönnt. Das war zwar kein kulinarischer Höhepunkt, aber wir hatten zumindest was im Magen. Sohnemann war logischerweise schon etwas knatschig, aber die Schokotorte die er statt der Scones verputzt hat, hat es etwas gemildert.

National Museum of Scotland

Nach ein klein wenig Shopping sind wir dann auch ins wirklich sehenswerte National Museum of Scotland gegangen. Das war durchaus interessant und ist kostenlos. Wobei eine Spende dankend angenommen wird. Im Prinzip findet man hier alles von Erdgeschichte, über eine dreistöckige Halle voll mit etlichen präparierten Tieren, bis hin zu moderner Technik. Hier hätten wir auch mehr Zeit verbringen können, und auch der Kleine war zufrieden, aber leider wurden wir um 17:00 rausgekehrt. Wie gesagt: es war Sonntag. Dafür hatte noch der eine oder andere Laden auf. Einer davon lag schräg gegenüber unserer Bushaltestelle, und dort im Schaufenster hing ein Mantel im passenden Muster zu Mütze und Handschuhe, die sich Biene auf Sky gegönnt hatte. Gut Harris Tweed hat seinen Preis, aber immer noch deutlich günstiger als in Deutschland.

Dann ging es wieder in den proppenvollen Bus, der uns zurück zur Unterkunft brachte. Statt indisch waren wir heute italienisch essen, was ein wenig für den teils mäßig verlaufenen Tag entschädigte. Der sehr nette Kellner hatte seinen Spaß mit Sohnemann und umgekehrt und das Essen war tatsächlich sehr gut. Zum Nachtisch gab es noch Tartufo für uns und Eis für Sohnemann, ebenfalls sehr lecker.

Im Gegensatz zum Frühstück am nächsten Morgen. Dass Schotten als knauserig bekannt sind ist ja bekannt, aber das Frühstück war wirklich keine Glanzleistung. Sohnemann bekam eine magere Scheibe Bacon mit einer halben Scheibe Toast. Der Versuch des Hausherrn, den Franzosen an unserem Tisch sein Surprise-Frühstück aufzudrücken endete darin, dass eine erstmal gar nichts bekam, der Gastgeber dafür aber rund eine halbe Stunde später planlos mit einem French Toast in der Hand im Raum stand, und ihn uns irgendwann hinstellte. Wir haben ihn dann weitergegeben, damit die Dame wenigsten etwas zu essen bekam.

Er verabschiedete uns mit „bis nächstes Jahr“ … glaube ich weniger. Das Haus war ja ganz hübsch, aber Service und Gastfreundschaft geht irgendwie anders. Auch wenn wir uns durchaus nett mit ihm unterhalten haben. Aber er serviert mit Vorliebe ein Frühstück, wie es schon vor hundert Jahren in seiner Heimat, der Isle of Lewis, serviert wurde. Die Frühstückszeit ist auf 8:45 festgenagelt, da das die Zeit sei, zu der Touristen hauptsächlich frühstücken würden. Er sieht seine Frühstücke als „breakfast party“ und somit als schottische Tradition, bei denen man gefälligst Konversation zu betreiben hat. Und Spiegelei gibt es gar nicht, denn das sei ungesundes Rotröcke-Essen. Oh Mann. Gut, er hat seine Ansichten, die man in Teilen irgendwo auch nachvollziehen kann, aber manchmal muss man seine eigenen Ansprüche, gerade als Gastgeber, auch mal denen der Gäste unterordnen. Vor allem, wenn die Gäste mehr im Sinn haben, als den Aufenthalt in viktorianischen Häusern und die Konversation mit anderen Gästen oder den Gastgebern.

Wir sind dann mal weiter, wobei wir als erstes in einem Tesco-Superstore ein paar hundert Meter weiter auf Marmeladenjagd gegangen sind. Und tatsächlich waren wir dieses Mal erfolgreich.