Ok, ich muss ein wenig in die Vergangenheit. Mein erster MINI hatte die JCW-Sitze in Stoff. Qualitativ vielleicht nicht die besten Sitze, aber vom Seitenhalt her top.
Mittlerweile sind die aber kaum noch zu bekommen und wenn, dann meistens für einen recht unverschämten Kurs. Ab und an tauchen mal welche bei eBay auf, aber die sind dann meistens auch schnell wieder weg oder haben andere Probleme. Wenn man die Sitze dann auch noch in der beheizten Ausführung haben möchte, wird es richtig schwierig.
Aber seit ich letztes Jahr bei Jürgen in den Sitzen gesessen habe, war ich angefixt. Also habe ich hin und wieder nach den Sitzen gesucht und schließlich auch einen Satz gefunden. Sogar mit Sitzheizung, wenn auch ohne die ausziehbare Schenkelauflage. Die hatten nur zwei Haken: sie standen in England und es hing noch ein Auto mit dran. Genauer gesagt ein R52 S in Black eye purple. Inseriert war das Auto bei eBay – logischerweise in England – und bis zum Schluß wurde kein einziges Gebot abgegeben. Mein Gebot wurde dann auch seitens eBay abgelehnt aber nach ein paar Mails und WhatsApp-Nachrichten war alles geregelt und ich konnte das Auto kaufen.
Jetzt musste es noch über den Kanal aufs Festland. Ich hatte schon überlegt rüberzufahren und das Auto auf Achse zu überführen. Das ist aber ehrlich gesagt teuer und nicht so einfach. Alleine schon die notwendige Versicherung wäre ein teurer Spaß geworden. Also habe ich nach Transportunternehmen gesucht und schließlich einen Spediteur gefunden, der Elisabeth – ja, wir haben ihr einen Namen gegeben, eigentlich ein Fehler – zu uns vor die Tür gebracht hat.
Ok, die Gute hatte ihre Gebrauchsspuren und die Sitze, speziell der Fahrersitz, hatten einige unschöne Stellen. Aber die Heizung funktionierte und der Tausch an sich war kein Problem.
Über den Winter durfte sich Lizzy die Halle mit Abby teilen und zu Ostern ist sie dann im Carport eingezogen und wurde verkaufsfertig gemacht. Wirklich Geld sollte nicht investiert werden, entsprechend stand eine Zulassung auch nicht wirklich zur Diskussion.
Hätten wir sie nicht verkauft bekommen, hätten wir sie vermutlich geschlachtet. „Angebote“ von 1500 Euro wurden zwar abgegeben, aber mit dem Verkauf von Einzelteilen wären wir da vermutlich locker drüber gekommen.
Aber unser Ansinnen war es, sie im Ganzen zu verkaufen, was dann schließlich auch funktioniert hat. Der neue Besitzer ist als Karosseriebauer auch in der Lage, Lizzys Problemzonen zu kurieren und, wie er meinte, „eine Perle“ daraus zu machen.
Das monetäre lassen wir jetzt mal weg, nur soviel: ich habe das Auto selber mit Verlust verkauft, aber dafür habe ich einen Satz JCW-Sitze für relativ geringes Geld bekommen.
Wen es interessiert: hier nochmal der Annoncentext:
Ladies and Gentlemen, Elisabeth, the (R5)2nd.
Her Majesty, not amused vom Brexit-Hickhack, hat ich entschlossen ihrem Mutterland die Heckklappe zu zeigen. Ich fungierte als ihr Fluchthelfer und gewährte ihr seither Asyl. Nur aber gelüstet es ihr danach, ihre neue Heimat zu erkunden.
Elisabeth erblickte im August des Jahres 2004 das Licht der Welt, und ist somit eine der jüngsten ihrer Schwestern. Ihr Geburtskleid wurde ihr in wahrhaft royalem Black Eye Purple auf den Leib geschneidert, eine Ehre die nur wenigen ihrer Schwestern zu teil wurde.
Ihr Haupt ziert ein schwarzer Hut. Ein Outfit, wie geschaffen für Ascot.
Als Britin wird sie standesgemäß von der rechten Fahrzeugseite aus gesteuert, wobei auf in edle Tierhäute gewandetem Gestühl Platz genommen werden darf. Für akustische Untermalung sorgt ein klassisches Kassettenradio, unterstützt von einem Kammerorchester in Form eines CD-Wechslers. Ihr persönlicher Bodyguard – sein Name ist Alarmanlage – ist ihr ständiger Begleiter.
Ihr Schuhwerk besteht aus je einem Paar für den Sommer und den Winter. Die Sommerschuhe stammen vom Hof-Couturier John Cooper in der stattlichen 18″-Version.
Nun sei erwähnt, dass die Schuhe mit den Jahren ein wenig gelitten haben und die eine oder andere kleine Beschädigung aufweisen. Zudem wurden die Sohlen durch einen unkundigen Schuster durch die falsche Größe ersetzt. Möge er seither sein Dasein als Hofnarr fristen.
Auch die Winterschuhe benötigen dringend neuer Sohlen.
Auch ihr Designerkleid hat über die Jahre an der einen oder anderen Stelle gelitten, was bei einem bewegten Leben jedoch kein sonderliches Wunder ist.
Als passionierte Blechbläserin hat Elisabeth vor einiger Zeit ihr originales Instrument durch ein Exemplar des Hoflieferanten MIJ Exhausts ersetzt. Dies mag bei den Musikkritiker des Vereins zur Überprüfung technischer Gerätschaften für Stirnrunzeln sorgen. Mit ein wenig Wohlwollen wäre, des durchaus angenehmen Klangverhaltens wegen, eine Zulassung aber eventuell möglich.
Da sich Elisabeth bislang noch nicht vollends von ihrer Heimat lösen konnte, besitzt sie nach wie vor keinen deutschen Personalausweis. Für eine Privataudienz samt Ausfahrt durch die angrenzenden Ländereien, wären somit Passierscheine in Form von Kurzzeitkennzeichen oder roter Nummer mitzubringen.
Zwecks Terminabsprache bitten wir um Kontaktaufnahme per Telefon oder elektronischer Depesche, wobei Fragen nach dem „letzten Preis“ – was auch immer dieses bedeuten möge – zu unterlassen seien. Ebenso werden Botschaften mit förmlicher Anrede und Grußformel bevorzugt behandelt.
Hofdepesche vom 18.07.: bevor her Majesty den Weg vieler ihrer adligen Vorfahren gehen muss, und öffentlich zum Schafott geführt wird, setzt der Hofstaat die zu entrichtende Mitgift auf 2500 Taler fest.