Ok, wenn wir mit Charlie unterwegs sind, erinnert man sich wieder an die alte Fahrschullehrerweisheit, dass man nur lenken sollte, wenn das Auto rollt. Auch beim Rangieren.
Das ist nicht nur besser für die Fahrwerkskomponenten und Reifen, es erleichtert auch das Gekurbel am Lenkrad. Bei Charlie fällt das auch ohne Servolenkung, der schmalen Reifen wegen, nicht unbedingt ins Gewicht, der lenkt sich auch auf der Stelle noch passabel. Wenn bei einem modernen Auto die Servounterstützung ausfällt, sieht das aber schon ganz anders aus. Einen 215er Reifen wie er bei Henry aufgezogen ist, lenkt man nicht mal eben mit dem kleinen Finger. Und selbst beim Fahren sind die Lenkkräfte erstaunlich hoch, so dass ich tatsächlich den Eindruck hatte, dass sich die Lenkung sogar wehrt.
Insofern ist das tatsächlich kein Luxusproblem und ich musste handeln, schon des anstehenden Urlaubs wegen. Zumal der Lichtmaschinentausch nichts am Problem geändert hat. Nach dem ersten kurzen Erfolgserlebnis (Lenkunterstützung da, Batteriekontrolle aus), erfolgte recht schnell wieder die Ernüchterung. Die Servopumpe hängt an der gleichen Sicherung (F38) wie die Lichtmaschine. Sorgt die Pumpe dafür, dass die Sicherung fliegt, wird auch die Batterie nicht mehr geladen. Fahren geht dann nur noch, solange der Akku genügend Saft hat. Also war eine neue Servopumpe fällig. Oder vielmehr eine Aufgearbeitete, aber immerhin mit zwei Jahren Garantie.
Das Ding zu tauschen ist jetzt nicht so extrem schwierig, aber eben wieder fummelig. Zuerst kam Henry auf die Bühne. Einmal oben konnte ich zuerst den Lüfter für die Servopumpe ausbauen und dann die Stecker der Pumpe lösen – in gerader Linie abziehen, da man sonst Gefahr läuft, den Stecker zu beschädigen. Jetzt konnten die Druck- und Rücklaufleitungen gelöst werden. Da sollte jetzt schleunigst ein Auffangbehälter drunter, damit man das auslaufende Hydrauliköl auffangen kann.
Sobald die Suppe raus ist, kann man die Pumpe samt Halter lösen. Die Halterung ist mit zwei Schrauben am Vorderachsträger befestigt, die von hinten gelöst werden müssen und etwas schwer zu erreichen sind. Man sieht sie nämlich nicht und muss sie eher erahnen, bzw. ertasten. Dafür sind sie zum Glück nur handfest angezogen.
Wenn die, und die verbleibende Mutter (selbstsichernd) vorne, raus sind, kann auch die Pumpe raus und von ihrem Halter getrennt werden. Auf den kommt dann die neue Pumpe. Die Schwingungsdämpfer habe ich zur Sicherheit getauscht. Die kamen mir etwas weich vor, und nach 12 Jahren macht es wenig Sinn, die alten wieder einzubauen.
Jetzt kommt das Konstrukt wieder ins Auto, wobei man natürlich wieder Spaß mit den beiden versteckten Schrauben hat. Aber irgendwann ist sie dann drin und kann wieder angeschlossen werden. Sprich: die Stecker kommen dran und die beiden Leitungen werden angeklemmt. Der obere Stecker scheint dabei nicht wirklich einzurasten, jedenfalls konnte ich nichts spüren. Man kommt aber auch kaum ran und kann nicht wirklich Druck auf den Stecker ausüben.
Jetzt muss das neue Hydrauliköl rein, wobei man peinlich genau darauf achten sollte, dass kein Dreck ins System gerät. Also vorher den Behälter schön saubermachen. Dann wird bis zur Max-Markierung aufgefüllt und das Lenkrad bei laufendem Motor zweimal nach links und rechts gedreht. Jetzt nochmal kontrollieren und wieder bis Max auffüllen.
Ich gebe es zu: mir war etwas bange, und ich habe inständig gehofft, dass jetzt alles in Ordnung war. War es dann auch. Die Lenkung lief, und zwar länger als drei Kurven, die Lichtmaschine lieferte ausreichend Strom und die Sicherung der Batterie hielt. Jedenfalls gab es auf der kurzen Probefahrt und dem Weg zur Arbeit nichts Außergewöhnliches.
Wo ich ihn schonmal oben hatte, habe ich noch ein andere Kleinigkeiten erledigt, aber dazu komme ich später vielleicht nochmal.
Jetzt können wir relativ erleichtert in den Urlaub starten. Naja, lieber, dass es jetzt passiert ist, als irgendwo in den schottischen Highlands. Werkzeug, Sicherungen und ein Ersatzkeilriemen reisen aber mit.